ALIENATOR. LE RETOUR | Museum Murten | Ein Projekt von charlatan

mit

Al Comet / Stéphanie Baechler / Jean-Daniel Berclaz / Jean-Luc Cramatte / Diana Dodson / Jean-Damien Fleury / Christiane Hamacher & Primula Bosshard in Zusammenarbeit mit Kobi Mandiangi / Samuel Herzog / Kiripi Katembo / Isabelle Krieg / Reto Leibundgut / Schangli & Annet / Nika Spalinger / Marcelle Stähelin / Olivier Suter / Javier Téllez / Fabian Marti / Mega Mingiedi / Alain Polo

Die in Freiburg domizilierte Vereinigung charlatan hat sich zur Aufgabe gemacht, kulturelle Projekte zu initiieren und realisieren. Bevorzugt werden der Austausch zwischen den künstlerischen Disziplinen und weiteren Bereichen, wie Philosophie, Soziologie, Historie und Anthropologie, sowie der Dialog zwischen den Kulturen.

Basierend auf unsere westliche und im Spezifischen regionale, kantonale, aber auch nationale Vergangenheit und Gegenwart, die einst gewesene, historische und heute sehr präsente Auseinandersetzung mit der Kultur des Südens, entstand ein auf das spezifische Umfeld erarbeitete Projekt, gen. ALIENATOR, das in ausgewählten Aspekten im letzten Jahr an unterschiedlichen Orten in der Schweiz (ON TOUR : Freiburg & Bern) gezeigt wurde und nun in weiterentwickelter Form (LE RETOUR ) in Murten und im Verlaufe des Herbstes ebenso in Afrika (Kinshasa & Lomé) präsentiert wird.

Die Auseinandersetzung mit verschiedensten Kulturen prägt unser zeitgenössisches Dasein beträchtlich, weshalb wir die Vorstellung des Fremden auf Reisen geschickt und Künstler aus der Schweiz und Afrika aufgefordert haben, sich mittels verschiedenster Techniken und Strategien mit dem Fremden in der eigenen Kultur, aber auch mit dem Wohlbekannten und Gemeinsamen in der anderen Kultur auseinanderzusetzen, um dabei den Austausch von Werten und Strukturen auf poetische, aber auch hinterlistige Weise zu thematisieren.

Die Erfahrung des Fremden hier & dort, die Erinnerung an die Heimat oder das Heimatliche, die Suche nach Nähe und Selbst-Verständnis, das Erleben von kultureller und ökonomischer Abhängigkeit und Ausbeutung, der Wunsch nach Autonomie und die Bedeutung  von gegenseitiger Unterstützung, das Ahnen oder Wissen vom Ende oder Scheitern der Utopien der Moderne und das unablässige Fragen zu unserer Zeit.

Auf Einladung des Museums Murten haben wir begonnen, das Projekt «Alienator on Tour» weiterzuentwickeln und das Murtener Umfeld spezifischer in die erwähnten Fragestellungen einzubeziehen. Die Werke, die für die Murtener Ausstellung geplant sind, sind somit nicht als fertige Objekte oder Bildrepräsentationen zu verstehen, als vielmehr als Prozesse, die mit dem spezifischen Umfeld innerhalb, aber auch des Museums eine Auseinandersetzung wagen.

Die Werke, die bildnerischen und klanglichen Auseinandersetzungen finden sich zum einen im Museum Murten und in dessen unmittelbaren Umfeld, andererseits lassen sie sich ebenso im Städtchen nieder und erzählen uns, im Zwiegespräch zu dessen Besonderheiten, eine neue Geschichte ungeahnter Bezüge und Verstrickungen.

www.museummurten.ch

www.charlatan.ch

IDENTITIES ON WHEELS_part 3

Auto, ein Pendelraum zwischen hier und dort. 2011

Die Künstlerin Christiane Hamacher und Fotografin Primula Bosshard untersuchen in einer experimentellen Anordnung von Fotographie, Video und Interviews das Auto als mobile Homebox, als Speicher für die perpetuierenden Prozesse der Migration.

Sie suchen Orte und Plätze auf, die Auto und Einwanderer als enge Verbündete zeigen. Das Auto scheint dabei zum einzigartigen Freund des Migranten zu werden, der das Ankommen in der Fremde wie ein Manöver des Einparkens meistert, immer im Bewusstsein, dass es den anderen Ort gibt und die Straße, die wieder wegführt vom neuen Terrain. Das Ausparken und Weiterfahren wird zur permanenten Option, die sich hauchzart mit Heimat verbindet, wenn Lebensumstände und Identitätskonzepte kompliziert werden.

Nicht alle der portraitierten Protagonisten in Christiane Hamachers und Primula Bosshards sensiblen multimedialen «Autoatlas» sind aufgrund einer Fluchtgeschichte in die Schweiz gekommen, doch scheint für sie gemeinsam eine permanente Mobilität und die befreiende Radikalität des Provisorischen im Flusserschen Sinne essenziell zu sein.

Die in Freiburg domizilierte Vereinigung charlatan hat sich zur Aufgabe gemacht, kulturelle Projekte zu initiieren und realisieren. Bevorzugt werden der Austausch zwischen den künstlerischen Disziplinen und weiteren Bereichen, wie Philosophie, Soziologie, Historie und Anthropologie, sowie der Dialog zwischen den Kulturen.

Basierend auf unsere westliche und im Spezifischen regionale, kantonale, aber auch nationale Vergangenheit und Gegenwart, die einst gewesene, historische und heute sehr präsente Auseinandersetzung mit der Kultur des Südens, entstand ein auf das spezifische Umfeld erarbeitete Projekt, gen. ALIENATOR, das in ausgewählten Aspekten im letzten Jahr an unterschiedlichen Orten in der Schweiz (ON TOUR : Freiburg & Bern) gezeigt wurde und nun in weiterentwickelter Form (LE RETOUR ) in Murten und im Verlaufe des Herbstes ebenso in Afrika (Kinshasa & Lomé) präsentiert wird.

Die Auseinandersetzung mit verschiedensten Kulturen prägt unser zeitgenössisches Dasein beträchtlich, weshalb wir die Vorstellung des Fremden auf Reisen geschickt und Künstler aus der Schweiz und Afrika aufgefordert haben, sich mittels verschiedenster Techniken und Strategien mit dem Fremden in der eigenen Kultur, aber auch mit dem Wohlbekannten und Gemeinsamen in der anderen Kultur auseinanderzusetzen, um dabei den Austausch von Werten und Strukturen auf poetische, aber auch hinterlistige Weise zu thematisieren.

Die Werke, die bildnerischen und klanglichen Auseinandersetzungen finden sich zum einen im Museum Murten und in dessen unmittelbaren Umfeld, andererseits lassen sie sich ebenso im Städtchen nieder und erzählen uns, im Zwiegespräch zu dessen Besonderheiten, eine neue Geschichte ungeahnter Bezüge und Verstrickungen.

Esther Jungo. Kuratorin

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www.hamacher.chwww.charlatan.ch

IDENTITIES ON WHEELS_part 3

Die Arbeit umfasst 64 Fotografien, Colorprint 20 x 30 cm

6 Videosequenzen zu 16 Min.

10 Interviews

D’être ici. De là-bas. D’ici et de là-bas à la fois.

Auto, ein Pendelraum zwischen hier und dort

Wir, Primula Bosshard und Christiane Hamacher, haben vor einem Jahr mit Kobi Mandiangi einen Film über den Autohandel in der Schweiz bis zum Abtransport nach Afrika realisiert. Dieser wurde im Rahmen der Ausstellung „Alienator“ im Ancienne Gare in Fribourg und in Mark Blonds in Bern 2009 gezeigt.

Für unsere Arbeit in Murten haben wir ein Auto, einen grünen Mazda Jahrgang 1979, mit einer eingebauten, versteckten Überwachungskamera ausgerüstet. Diese nimmt, auf Bewegungen hin, Videosequenzen von 12 Sekunden auf. Diese Bilder sind Spuren einer Reise.

Wir haben das Auto mit Kobi Mangjangi von Murten nach Bruxelles gefahren. Diese Reise ist in einem vierstündigen Video begleitet und dokumentiert. Im begleitenden Auto, in dem die Videokamera installiert ist, läuft Kassettenmusik von deutschen Schlagern aus der Zeit von 1975 und 1980. Dazwischen hält ein kongolesischer Pfarrer eine Predigt und in Belgien läuft Musik aus dem Kongo.

Zwei Autos, bereit für den Export nach Kinshasa, werden im Aussenbereich des Museums ausgestellt. Darin türmen sich Materialien aus den Brockenhäusern für die Märkte in Afrika. Unsere Videos über den Autohandel im Kanton Fribourg, kongolesische Musik und die dokumentierte Reise von Murten nach Bruxelles werden darin gezeigt. Weitere Aussenstationen mit dem Video der Autofahrt werden im Städtchen gezeigt.

Ein weiteres Video dokumentiert das Quartier in Brüssel in dem diese ganze Autoverschiebung geschieht. Pro Jahr werden 3 bis 4 Millionen Autos aus Europa nach Afrika exportiert.

Ein Viertel dieser Autos wird allein über den Hafen in Antwerpen abgefertigt und eben in diesem Quartier, Molenbeek, gehandelt, verkauft, vorbereitet und transportiert. Migranten und Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung, vor allem aus Westafrika, haben sich diesem Handel angenommen. Weiter beschäftigen sich kleine Garagen und Firmen mit dem Autohandel. Über Internet kann man selber ein Auto exportieren.

Ein Bildarchiv von Autogaragen aus Murten haben wir erstellt. Die Fotos unserer Recherche werden im Museum gezeigt. Erstaunlich, dass soviel Raum zum Wohnen für das Auto bereitgestellt wird. Die Bilder sind ein Protokoll einer architektonischen Sprache über den Umgang mit unserem liebsten Fortbewegungsmittel, dem Auto.

Murten anders gesehen!

Christiane Hamacher

Photos Primula Bosshard