IDENTITIES ON WHEELS_start_2010

D’être ici. De là-bas. D’ici et de là-bas à la fois

Primula Bosshard. Christiane Hamacher. In Zusammenarbeit mit Kobi Mandiangi

Auf den Parkplätzen im Schönbergquartier sind wir auf dort abgestellte Autos getroffen, die keine Autonummern besitzen. Sie warten fast bis zum Rand gefüllt mit für uns nicht mehr nutzbarem Material aus den Brockenhäusern und Hiob auf den Abtransport in den Kongo.

Eine einfache und erstaunliche Entdeckung. Sie führte uns zu Kobi Mandiangi.

Der Mazda wird für den Transport nach Brüssel-Antwerpen-Kongo (auf dem Frachtschiff) geladen. Da die Route zu gefährlich ist, war es nicht möglich, auf dem Frachtschiff mitzureisen.

Eine für uns fremde und neue Welt hat uns Kobi Mandiangi eröffnet. Ein Kongolese, der seit über 30 Jahren in Fribourg im Schönbergquartier mit seiner Familie lebt. Er und seine Familie sind gut integriert.

Er war Automechaniker, lebt von der IV-Rente nach einem gesundheitlichen Problem, und hat während Jahren alte Autos, die nicht mehr durch die Fahrzeugprüfung kommen, in den Kongo verschickt.

Mit uns ist er durch die Stadt Fribourg bis nach Bulle gefahren und hat uns diese Orte, diese fremden Zonen, wo solche Auto-Koffer zur weiten Reise bereitgestellt werden und stehen, gezeigt.

d’être ici. de là-bas. Ici est là-bas à la fois

Wenn genug Geld für den Autotransport gesammelt worden ist, beginnt die lange Reise nach Afrika.

Eine Transportfirma fährt mit den verladenen Autos auf dem Lastwagen bis nach Antwerpen.

Dort werden diese Behälter von Gütern unserer Zivilisation in Schiffe verladen und nach Boma, Hafen im Kongo. RDC, transportiert. Die Autos passieren den Zoll und werden den restlichen Weg bis nach Kinshasa von Helfern gefahren.

Die Güter werden verteilt und das Auto verkauft.

Im Kongo fahren viele Autos mit dem CH-Kleber. Ein Zeichen für Qualität und Verlässlichkeit.

Wir, Primula Bosshard und Christiane Hamacher, haben vor einem Jahr mit Kobi Mandiangi einen Film über den Autohandel in der Schweiz bis zum Abtransport nach Afrika realisiert. Dieser wurde im Rahmen der Ausstellung „Alienator“ im Ancienne Gare in Fribourg und in Mark Blonds in Bern 2009 gezeigt.

Den grünen Mazda haben wir mit einer Wildkamera, Buschnell, in den Lüftungsschlitzen vorne am Auto einbauen lassen. Diese nimmt bei Bewegungen 10 Sekunden-Videosequenzen auf. Diese lieferten Eindrücke von der Reise von Brüssel über Antwerpen bis Boma.

Den Mazda fuhren wir mit allen Beteiligten nach Brüssel. Im Quartier Molenbeek gibt es eine Strasse voller Autohandelsfirmen. Kobi Mandiangi gab dort den Mazda zum Export nach der Demokratischen Republik Kongo auf. Uns wurde es von der Firma untersagt zu filmen. Später war es uns möglich, mit einem Mietauto und versteckter Videokamera durch das Quartier zu fahren. Dieser Film wurde in einer Ausstellung in Biel, Nidau, CH, gezeigt.

Durch Kobi Mandiangi wurden wir mit Problem in unseren westlichen Ländern und Afrika konfrontiert. Siehe Altautoausfuhr Europa nach Afrika. Wir bewegten uns in der Auseinandersetzung mit seiner Welt und zu der Fragwürdigkeit unserer eigenen Wahrnehmung, Wissen, Rolle, und zu der Auseinandersetzung mit einer Wirklichkeit, die mit einer humanitäre Katastrophe im Kongo einhergeht, für die es schwierig ist, eine angemessene Sprache zu finden.

Kongo steht im Krieg mit Nachbarländern. Dabei geht es um die Ressourcen, die dieses Land zu bieten hat.

Colombo-Tantalit «Coltan» heißt das in der High-Tech-Industrie heiß begehrte Erz, wie es im Kivu, Kongo, vorkommt und hier zum Teil mit primitiven Methoden im Tagebau und in einigen Bergwerken gefördert wird. 80 Prozent dieses in den USA als «strategischer Rohstoff» bezeichneten seltenen Metalls soll dort im Boden liegen.

Das äußerst seltene und teure Coltan wird industriell für chemische Geräte, medizinische Instrumente, in Raumfahrt- und Elektronikindustrie und als Legierungsbestandteil von Edelstahlen eingesetzt  und ist enorm korrosionsbeständig.

Kongolesen profitieren in keiner Weise vom Abbau dieses Metalls. Ausländische Firmen haben sich dieser äusserst lukrativen Einnahmequelle bemächtigt.

Jedes unserer Handys enthält einen Anteil dieses Metalls.